Heinen teilt seine Expertise im Bereich Kaltrauch

Jos Noé, beratender Ingenieur im Heinen-Team, wurde vom belgischen Fachmagazin Fireforum zum Thema Brandschutz mit besonderem Schwerpunkt Kaltrauch befragt.

Das vollständige Interview finden Sie in Ausgabe 67 des Magazins Fireforum. Zur Info: Der gemeinnützige Verein Fireforum setzt sich ein für die Verbesserung des Brandschutzes, insbesondere durch den Dialog und die Verbreitung von Fachwissen und Informationen und die Förderung von Qualität und Innovation.

Das Fireforum-Magazin beinhaltet die unterschiedlichsten Informationen zur Brandvorbeugung und -bekämpfung, insbesondere Informationen zu nationalen und europäischen Vorschriften (Gesetze, Normen usw.) und Informationen zu innovativen Technologien, zu denen auch Heinen stolz beiträgt.

Den vollständigen Artikel finden Sie unten, weitere Informationen zu den Veröffentlichungen des Magazins Fireforum finden Sie hier.

 

Rauchdichte Türen

Bei jedem Brand werden zahlreiche kalte Rauchgase freigesetzt, vor allem in der Anfangsphase (bei der unvollständigen Verbrennung vor dem Feuersprung). Rauch ist immer gesundheitsschädlich. Kaltrauch ist für den Menschen und die Umwelt mehr oder weniger giftig. Auch später noch entstehen bei einem Brand solche Gase, mit all den potenziellen schweren Sachschäden, die dies beinhalten kann. Dichter Kaltrauch behindert auch die Sicht, was die sichere Räumung des Gebäudes und den Einsatz der Feuerwehr erheblich behindern kann.

Für die wirksame Brandabschnittsbildung müssen diese kalten Rauchgase unbedingt berücksichtigt werden, denn sie dürfen sich nicht frei ausbreiten. So ist zu prüfen, ob Brandschutztüren an sich hier einen ausreichenden Schutz bieten. Was besagt die europäische Norm EN 1634-1(1) diesbezüglich?

Auf europäischer Ebene gibt es keine präzisen Vorgaben für Brandschutztüren.(2) Tatsächlich legt jedes Land seine Vorgaben anhand von drei Kriterien selbst fest, die bei Brandprüfungen gemessen werden. Belgien hat eine Vorreiterrolle in dieser Frage, Luxemburg hat sich dem vor Kurzem angeschlossen.

  • E steht für die Dichtheit gegenüber Flammen oder heißem Rauch. Dies ist eines der Grundkriterien für die Beurteilung des Feuerwiderstands. Ein Wattebausch direkt an der Tür darf sich nicht entzünden. Es darf zu keinem länger als 10 Sekunden anhaltenden Flammendurchgang und zu keiner größeren Verformung oder Öffnung kommen.
  • W ist die gemessene Wärmestrahlung auf der geschützten Seite in 1 m Abstand vom geprüften Bauteil. Dieser Wert darf nicht höher als 15 kW/m² sein, das entspricht 600 °C am Türblatt bzw. an der Fensterfüllung. Türen vom Typ EW sind in den Niederlanden weit verbreitet. Häufig findet man die Modelle EW30, EW60 usw.
  • I2 ist die partielle Wärmedämmung des Türblatts und der Zarge. Die gemessene Temperatur am Türblatt darf auf der geschützten Seite maximal 180 °C betragen. Der Mittelwert der fünf Messpunkte in der Mitte der Tür und in der Mitte jedes Türviertels darf nicht höher als 140 °C sein. An den Rändern des Türblatts werden jedoch keine Vorkehrungen getroffen. Es handelt sich dabei um einen 100 mm breiten Bereich, der an kleinen Türmodellen bis 40 % der Türfläche ausmachen kann. Die Temperatur an der Türzarge darf maximal 360 °C betragen.
  • I1 ist die Wärmedämmung des Türblatts insgesamt, einschließlich der Ränder. Diese Temperatur darf nicht mehr als 180 °C betragen, auch nicht an der Zarge, was im Hinblick auf die Feuerausbreitung zweifelsohne günstig ist. In Ausschreibungstexten werden beispielsweise oft Türen vom Typ EI 60 ohne weitere Spezifizierung verlangt. Das kann missverständlich sein, insbesondere für ausländische Bauunternehmer, die in Belgien tätig sind. In Belgien ist als Nachfolger der nationalen Norm Benor ATg nämlich EI1 gesetzlich vorgeschrieben, in der Praxis spricht man von Brandschutztüren mit einer bestimmten Feuerwiderstandsdauer. Die Norm EN 1634-1 ist jedoch strenger als die belgische Norm NBN 713.020.(3) Brandschutztüren müssen beispielsweise von beiden Seiten geprüft werden. Bisher reichte eine Seite, nämlich eine Versuchsanordnung mit Türbändern oder Drehrichtung zur dem Feuer abgewandten Seite. Das ist einfacher, denn wenn sich die Neoprendichtung zwischen Zarge und Türblatt auf der Seite des Brandherds befindet, kann sie Feuer fangen.

 

Rauchdichtheit

Alle Kriterien und Klassen von Brandschutztüren werden erläutert, aber Dichtheit gegenüber Kaltrauch wird nirgends erwähnt. Das ist nicht unbedingt nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass eine normale Brandprüfung nach der Standardkurve gem. ISO 834 (Gebäude) durchgeführt wird. Diese Kurve beginnt direkt bei 300 bis 400 °C und überspringt die erste Phase (oder Schwelphase) eines Brandes. Das intumeszierende Element am Rand der Brandschutztür oder in der Zarge reagiert folglich sofort und gewährleistet die effiziente Rauchdichtheit, vor allem unter dem Türblatt. Deshalb sind diese vorgeschriebenen Margen so wichtig.

In der Praxis verläuft ein Brand jedoch anders. Ein Gebäude kann voller ganz kaltem Rauch sein, obwohl die Brandschutztür immer noch Raumtemperatur hat. Je nach Türhersteller und Druckdifferenz kann die Leckrate bei einfachen Brandschutz-Drehtüren bis zu 120 m³/h betragen, bei Brandschutz-Schwingtüren sogar noch mehr. Da die Zarge keinen Anschlag hat, haben sie auch keine Neoprendichtung und schließen deshalb nie optimal.

Fazit: Die Norm zu Brandschutztüren an sich bietet keinen Schutz vor der Ausbreitung gefährlicher kalter Rauchgase.

Kriterien zur Bewertung der Rauchdichtheit

So erklärt sich die Einführung eines zusätzlichen Kriteriums und die Entwicklung unterschiedlicher Prüfverfahren zur Messung der Rauchdichtheit (S) einer Tür oder einer Brandschutztür im Labor. Wie für Schallschutztüren und luftundurchlässige Türen sind auch hier die unten aufgeführten Aspekte zur Anwendung der in der Praxis gemessenen Werte zu berücksichtigten.

Flacher Boden, denn es gibt eine Schwelle (unter der Tür)(4) und die Tür muss insgesamt luftdicht sein. Folglich ist die Verwendung verstellbarer Türbänder sehr praktisch. Eine Norm zur Branddichtheit oder Rauchdichtheit ist hier wenig aussagekräftig, aber es gibt andere interessante Normen.

Dazu gehört insbesondere C, die Dauerhaftigkeit der Selbstschließung (1 bis 5, EN 1191)(5), M, die mechanische Festigkeit (1 bis 4, EN 1192(6) oder bis M+7) und F, die Dauerhaftigkeit (F1 bis F8, EN 1191). Diese neutralen Kriterien können als Zusatzanforderungen für eine Sicherheitstür gelten. So erhält man eine verlässlich rauchdichte selbstschließende Tür, die ihre Aufgabe einwandfrei erfüllt, auch mehrere Jahre nach der Lieferung und nach intensivem Gebrauch.

Abbildung einer Prüfanordnung.

 

Die Rauchdichtheit S (EN 1634-3:2004)(7) gibt die Fähigkeit eines Bauprodukts an, den Durchtritt von Gasen oder Rauch von einer Seite der Tür auf die andere zu begrenzen oder zu unterbinden. Folgende Leistungsanforderungen werden in der Norm NBN EN 13501-2:2016 definiert.(8)

  • Sa verweist ausschließlich auf die Rauchdichtheit bei Umgebungstemperatur (a = Umgebungstemperatur).
  • S200 verweist auf die Rauchdichtheit bei Umgebungstemperatur und bei bis 200 °C. S200 entspricht der alten Klassifizierung Sm gemäß EN 1634-3 (m = mittlere Temperatur).

Bei nicht brennbaren Bauprodukten ist S der Klassifizierung des Feuerwiderstands hinzuzufügen, z. B. EI1 60-S200. Bei Ausschreibungstexten in Luxemburg etwa sieht man das schon oft. Auch Türen ohne Brandschutzfunktion können Sa oder S200 entsprechen.

  • Rauchdichtheit S200 – Die gemessene maximale Leckrate bei Umgebungstemperatur bzw. bei 200 °C und einem Druck von 50 Pa beträgt nicht mehr als 20 m³/h für eine einflügelige Tür bzw. 30 m³/h für zweiflügelige Türen.
  • Rauchdichtheit Sa – Die gemessene maximale Leckrate bei Umgebungstemperatur und einem Druck von maximal 25 Pa beträgt nicht mehr als 3 m³/h pro Längenmeter der Dichtung zwischen den feststehenden und den beweglichen Teilen des Türelements.

Anwendungsbereich

Nach dem KE Basisnormen Anhang 4/1 Art. 6.9.1.2 (überarbeitete Fassung von 2012) müssen Türen zum Treppenhaus in „hohen Gebäuden“ die Klasse Sm erfüllen (= S200 gem. NBN EN 13501-2).

Die VIPA-Studie(9) besagt, dass rauchdichte Türen in Flandern heute oft als Ausgleichsmaßnahme für bestimmte Ausnahmegenehmigungen für offene Lebensräume in Senioreneinrichtungen verwendet werden.

In den Niederlanden finden sich die Vorschriften zur Rauchdichtheit und zum Rauchdurchgang im Bauerlass und in der Norm NEN 6075.(10)

Die Rauchdichtheitsprüfung wird nach EN 1634-3 in einem zugelassenen Labor wie zum Beispiel WFRGent durchgeführt.

Wie ist eine rauchdichte Tür aufgebaut?

Damit eine Tür rauchdicht ist, muss zwischen Türflügel und Zarge eine Abdichtung vorhanden sein. Auch zwischen Wand und Zarge sowie an der Verglasung bei Türen mit Glaseinsatz befinden sich Dichtungen.

Für die Klassifizierung Sm (S200 gemäß EN 16034) müssen die Dichtungen einer Temperatur von 200 °C standhalten. Die Abdichtung zum Boden wird mit einer Bodendichtung oder einem Anschlag ausgeführt.

Die rauchdichte Bodendichtung kann eingebaut oder auf die Tür montiert werden. Die Bodendichtungen an sich können feuerfest sein.

Praktisches Beispiel

Die nach dem Konzept Metal+ gebauten Türen sind quasi identisch aufgebaut, unabhängig davon, welche Leistungseigenschaften sie aufweisen. Das Basistürblatt ist innen um einen umlaufenden Rohrrahmen aus 60 x 60 x 2 mm starken Hohlprofilen aufgebaut. Die einstellbaren, austauschbaren Türbänder sind nicht verschweißt, sondern diagonal in diesen Rahmen und die Zarge geschraubt, die beim Einbau mit schrumpffesten Mörtel ausgespritzt wird. Diese Kombination ermöglicht einwandfreie, solide maßangefertigte Innen- und Außentüren bis 4 m x 4 m Größe und bis El1.

Parallel zu den Eigenschaften im Bereich Rauchdichtheit können sie auch mit anderen Leistungseigenschaften und anderem Zubehör kombiniert werden, zum Beispiel einbruchhemmende Vorrichtungen, Schalldämmung, Durchschusshemmung, verbesserter U-Wert, Panikschutz, Verglasung, elektrische Schlösser, Türschließer usw.

Die Rauchdichtheit Sa und S200 wird sowohl bei ein- als auch bei doppelflügeligen Türen mit einer Schall-Ex-Bodendichtung erreicht, die sich ganz einfach kontrollieren und einstelllen lässt. Boden barrierefrei. Diese Lösung wird auch für Schallschutztüren und dichtschließende Türen verwendet, die deshalb auch rauchdicht sind.

 


Oft hinzugefügt: Bodendichtung Schall-Ex unter der Tür (bandseitig)

Achtung: Die Bodendichtung Schall-Ex verläuft unter dem Anschlag.(11)

Bewährte Maße:

Türflügel 1.200 x 2.400 (ein- oder zweiflügelige Tür)

Mit:

  • 3 Türbändern
  • Standardschloss
  • Manueller Verriegelung

 

Erweiterter Anwendungsbereich (EN 15269-20):

  • Vom Labor in Gent werden Prüfungen durchgeführt, damit individuelle Erweiterungen zur Verfügung stehen und ein möglichst umfassendes Sortiment (Schlösser usw.) validiert ist.

Unmittelbarer Anwendungsbereich (EN 1634-3):

  • Wandstärke mind. 100 mm Ytong
  • Mindestens 3 Türbänder
  • Erweiterung bis 100 % + Seitenverhältnis
  • Massivtüren Ok

(1) NBN EN 1634-1:2014 + A1:2018 – Feuerwiderstandsprüfungen und Rauchschutzprüfungen für Türen, Tore, Abschlüsse, Fenster und Baubeschläge – Teil 1: Feuerwiderstandsprüfungen für Türen, Tore, Abschlüsse und Fenster

(2) Vgl. FFM 57: Anforderungen für Brandschutztüren und -tore ab 1. Dezember 2016 (Jan Dietvorst)

(3) NBN 713.020 – Brandschutz – Brandverhalten von Baustoffen und Bauprodukten – Feuerwiderstand von Bauprodukten (Diese Norm wird derzeit überarbeitet)

(4) Für die Klassifizierung S200 (Sm)

(5) NBN EN 1191:2013 – Fenster und Türen – Dauerfunktionsprüfung – Prüfverfahren

(6) NBN EN 1192:2000 – Türen – Klassifizierung der Festigkeitsanforderungen

(7) NBN EN 1634-3:2004 – Prüfungen zum Feuerwiderstand und zur Rauchdichte für Feuer- und Rauchschutzabschlüsse, Fenster und Beschläge – Teil 3: Prüfungen zur Rauchdichte für Rauchschutzabschlüsse (+ Erg. 2006)

(8) NBN EN 13501-2:2016 – Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten – Teil 2: Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen, mit Ausnahme von Lüftungsanlagen

(9) Siehe insbesondere FFM: Artikel

– Vermeidung von Rauchausbreitung in Alten- und Pflegeheimen.

– VIPA-Studie: Brandschutz in Seniorenheimen: Studie zur Wirksamkeit alternativer Brandschutzmaßnahmen in neuen Pflegekonzepten

(10) https://www.nen.nl/NEN-Shop/Bouwniewsberichten/Nieuwe-richtlijn-bepaling-weerstand-rookdoorgang-tussen-ruimten.htm

(11) Gemeint ist der vertikale Anschlag zwischen den beiden Türflügeln einer Tür.

 

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